Schüleraustausch Japan – Ankunft in der Familie und Schule in Osaka

In Schüleraustausch Japan war einiges für mich überraschend, anderes ein wenig schockierend, alles zusammen gut.

Tarek aus Niedersachsen war mit unserem Stipendium in Japan. Hier berichtet er über seine Erfahrungen nach drei Monaten in Japan.

Meine Vorbereitung auf das Auslandsjahr

„Fast ist es soweit!“ waren meine Gedanken nach einem Blick auf den  Kalender. In nur 10 Tagen würde ich in meinem Flieger nach Japan sitzen. Dennoch, an diesem Tag war nicht ich, sondern mein Zwillingsbruder der Mittelpunkt des Geschehens, denn an diesem Tag sollte sein Austauschjahr in die USA beginnen.

Endlich, nach all‘ der Arbeit und den Vorbereitungen, die wir zusammen gemeistert hatten, würde einer von uns beiden seinen Traum vom Auslandsjahr beginnen. Einige Stunden später ging es los und der Stress und die Schwierigkeiten waren vergessen. Unser Ziel: der internationale Flughafen in Frankfurt am Main.

Trotz voller Autobahnen, einem überfüllten Frankfurt und einer stressigen Suche nach einem Parkplatz, standen wir schon kurze Zeit später vor dem Terminal. Dort sollte ich ihn nun verabschieden, meinen Bruder, den Mensch den ich von Herzen liebe. Obwohl ich mir sicher war, dass ich ihn vermissen würde, war ich froh, dass er endlich sein Auslandsjahr beginnen konnte. Nach einer kurzen Umarmung war er auch schon durch die Kontrolle und zwischen den Menschen verschwunden.

Stress, Aufregung und Vorfreude, so kann man wohl am besten meine letzte Woche in Deutschland beschreiben. „Ist dein Koffer schon fertig gepackt, was ist mit deinem Rucksack und hast du schon alle Dokumente zusammen?“, dies waren die Sätze, die ich täglich von meiner Mutter hören konnte. Dennoch war ich froh jemanden zu haben, der mir half meine Sachen zusammen zu packen und aufpasste, dass ich nichts vergesse.

Vor dem Auslandsjahr in Japan: Mein Abschied von zuhause

In meiner letzten Woche hatte ich zudem noch eine sehr wichtige Sache zu erledigen, bevor ich Deutschland verlassen konnte: da meine Schule vor kurzem wieder angefangen hatte, wollte ich gerne noch einen Tag zu Besuch hingehen, um mich auch dort von meinen Freunden zu verabschieden.

Irgendwie war es schon ein komisches Gefühl. Ich hatte mit ihnen jahrelang Leid und Freud der Schule und Vieles mehr geteilt und auf einmal musste ich für ein gesamtes Jahr „tschüs“ sagen. Dennoch war ich froh, mit dem traurigen Part meiner Vorbereitungen abschließen zu können, vor allem da ich meinem Ziel immer näher kam. Alles in allem muss ich sagen, obwohl es meine letzte Woche war, fand ich sie weder sehr aufregend noch sehr speziell. Zwar war es traurig, den Menschen, die mir nahe stehen, "Auf Wiedersehen" sagen zu müssen und meinen Koffer für ein Jahr in einem fremden Land zu packen, trotzdem wollte ich auch einfach, dass es endlich los geht.

Meine Reise zum Auslandsjahr nach Japan

So schnell wie sie angefangen hatten, waren meine letzten sieben Tage in Deutschland auch schon vorbei und der Tag meines Abflugs stand uns bevor. Früh am Morgen ging es los und wie schon 10 Tage zuvor stiegen meine Eltern und ich ins Auto mit demselben Ziel: Frankfurt.

Im Auto dachte ich darüber nach wie es in Japan wohl sein wird, ob ich mich mit den Menschen dort auch wirklich verständigen könnte und was mich noch alles erwarten würde. Doch diese Reise ins Ungewisse machte es nur noch spannender: endlich das wirkliche Japan kennen lernen und selber erfahren wie es ist dort zu leben. Mit diesen Gedanken erreichten wir dann auch schon Frankfurt und mich trennten nur noch ein paar Stunden von dem Abflug. Dort angekommen trafen wir auch schon eine Freundin von mir, die mit derselben Austausch-Organisation nach Japan fliegen würde und genauso wie ich nur noch los wollte. Zusammen mit ihr und den anderen Mitgliedern, die nach Japan flogen, trafen wir uns gemeinsam um die Flugtickets von unserer Betreuerin abzuholen und um unser Gepäck aufzugeben.

Nachdem alles erledigt war und es zu den Terminals gehen sollte, gab es noch einmal die Verabschiedung von den Eltern. Ich fühlte mich sicher und selbstbewusst, was mir den Abschied leichter gemacht hat, als ich gedacht hätte und somit ging es auch schon los. Nach der Personen- und Handgepäckkontrolle, ging es dann auch endlich zum Flieger und kaum jemand von uns konnte es noch abwarten endlich los zu kommen. Mit viel Vorfreude und Spannung betraten wir den Flieger, suchten unsere Plätze und verstauten unserer Gepäck. Kurz darauf startete unser A380 Richtung Japan und nur noch 10 Stunden sollten mich von meinem Ziel trennen.

Endlich zum Schüleraustausch in Japan angekommen

Nach 10 Stunden Flug sind ich, die anderen Austauschschüler aus Deutschland und Italien (die wir auf dem Flug getroffen hatten) am Narita Flughafen in der Hauptstadt Japans angekommen. Dort erwarteten uns auch schon die Betreuer unserer Organisation, die von da an die Leitung übernommen haben. Zusammen mit den anderen Austauschschülern ging es dann für 3 Tage in ein Vorbereitungscamp außerhalb von Tokio, wo nochmal im Crashkurs alles Wichtige für das Leben in einer Gastfamilie erzählt wurde und generell eine Wiederholung der Vorbereitungscamps in Deutschland war.

Schneller als gedacht stand auch schon die Fahrt zu den Gastfamilien an, einige mit Bus und Bahn, manche sogar nochmal mit dem Flugzeug oder wie ich mit dem Schnellzug quer durchs Land, um unsere neue Familie für unser Leben in Japan zu treffen. Gerade einmal 2 Stunden brauchte der japanische Shinkansen von Tokio nach Osaka, wo ich meine Gastmutter treffen sollte.

Schüleraustausch: Die Ankunft bei meiner Gastfamilie

Angekommen, nahm ich meinen Koffer in die Hand und stieg aus, „wo ist sie, ich kann sie nicht sehen“, waren meine Gedanken und sah voll Sorge, wie alle ihre Gastfamilien begrüßten. Doch dann hörte ich hinter mir jemanden meinen Namen rufen, drehte mich um und sah meine Gastmutter mit winkenden Armen auf mich zu kommen. Bei mir angekommen nahm sie mich in die Arme und begrüßte mich so herzlich, dass ich all die Sätze vergaß, die ich im Zug noch vor mich rauf und runter hingemurmelt hatte.

Überglücklich und aufgeregt wie ich war, schaffte ich es dann trotzdem noch irgendwie ein paar Worte des Dankes zu sagen, bevor sich dann auch meine lokale Betreuerin bei mir vorstellte. Auch sie kam mir sehr sympathisch vor und stellte sich sehr höflich vor. Sie erklärte mir, dass ich jetzt zusammen mit meiner Gastmutter und ihr zu meinem Haus fahren würde, um die wichtigsten Sachen zu besprechen. Noch einmal ging es mit dem Zug quer durch die Stadt bis wir dann zusammen an meinem neuen Zuhause ankamen. Dort traf ich dann auch meinen Gastvater, der genauso liebevoll und herzlich auf mich wirkte wie meine Gastmutter. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie er mir helfen wollte, meinen riesigen Koffer zu tragen obwohl ich sagte, dass ich es schaffe würde. Für mich war es einfach ein Zeichen, dass ich an einem Ort angekommen bin, wo ich mich wohlfühlen werde und eine gute Zeit haben sollte.

Da meine Schule erst eine Woche nach meiner Ankunft beginnen sollte, hatte ich genug Zeit mich mit meiner Gastfamilie bekannt zu machen und ein wenig in meinen neuen Leben zu recht zu finden. Da es im August noch richtig heiß und schwül in Japan war, fiel mir das Wetter gleich als einer der größten Unterschiede zwischen meinem Leben in Norddeutschland und meinem Leben hier auf. Zu der Zeit war ich noch froh, dass die japanischen Häuser relativ durchlässig sind, aber das sollte sich gegen Winter schnell ändern. Dennoch waren die ersten Tage in meiner Gastfamilie sehr schön und ich fühlte mich mit jedem Tag wohler.

Mein erster Schultag in Japan

Da mein erster Schultag immer näher kam wurde ich zunehmend ungeduldiger. Als es soweit war sollte sich meine Vorfreude auch schnell wieder in starke Aufregung wandeln: meine Vorstellung vor der ganzen Schule stand mir bevor. Wäre das nicht schon schlimm genug sollte ich meine Rede auch noch in Japanisch halten, was meinen damaligen Sprachkenntnissen alles abverlangte. Trotzdem schaffte ich es irgendwie mit meinem gebrochenen Japanisch über die Bühne zu kommen und wurde mit großem Applaus herzlich in meiner neuen Schule aufgenommen.

Danach ging es mit einigen Mitschülern zu meiner neuen Klasse, wo mir mein Platz zugeteilt wurde. Gleich stellten sich die ersten Schüler in einem Kreis um mich und stellten alle auf einmal Fragen. Ich war froh, dass sich meine neuen Mitschüler für mich interessierten. Leider konnte ich absolut nichts verstehen und war heilfroh als der Lehrer ins Klassenzimmer kam und alle sich schnell auf ihre Plätze setzten.

Was dann passierte verwunderte mich zum einen, gab mir aber das Gefühl, eine wirklich coole Schule erwischt zu haben, denn alle versuchten sich auf Englisch vorzustellen. Einige luden mich auch gleich ein, ihrem Club beizutreten, aber schon damals wusste ich ganz genau, welchem Club ich beitreten wollte. Aber erstmal sollte mein erster Schultag auch schon so schnell enden wie er angefangen hatte und das nächste Abenteuer stand bevor. Zwar sollte es ja nicht so schwer sein wieder nach Hause zu kommen, dennoch ist es ziemlich schwer, wenn man weder wirklich fragen noch die Abfahrttafeln lesen kann. Glücklicherweise hat mir meine Gastmutter noch geschrieben, welchen Bus und Zug ich nehmen muss, sodass ich wider Erwarten ohne Probleme nach Hause gekommen bin. Der nächste Tag würde mein erster in japanischer Schuluniform werden, was am Anfang schon merkwürdig war, aber auch die Entscheidung der Kleiderwahl stark vereinfacht hat.

Meine Eingewöhnung in der Schule in Japan

Dank eines deutschen Austauschschülers an meiner Schule fand ich mich dort schnell zurecht und konnte mich gut einleben. Gleich am zweiten Tag bin ich dem Judo-Club beigetreten, was schon von Anfang an mein Ziel war. Gerade die Clubs sind einer der großen Unterschiede zwischen Japan und Deutschland. Sie sind wie eine zweite Familie für die Schüler. Da es normal ist jeden Tag der Woche sowie samstags, sonntags und in den Ferien zum Club zu gehen, entsteht zwischen den Schülern ein sehr vertrautes Verhältnis.

Die Clubs sind in der Schule für mich ganz wichtig

Gerade deshalb ist es meiner Meinung nach wichtig, einem Club beizutreten, um dieses Gefühl der Gemeinschaft hier in Japan zu bekommen. Nicht nur erleichtert es dir das Lernen der Sprache sondern es ist auch der beste Weg, schnell Freunde zu finden, die sich auch noch für dasselbe interessieren. Ich kann nur sagen, dass ich mit meiner Entscheidung dem Judo-Club beizutreten, alles richtig gemacht habe. Seitdem habe ich viele nette Menschen kennengelernt und konnte deshalb sogar an dem Training der Universität meiner Schule teilnehmen.

Die ersten drei Monate im Schüleraustausch in Japan waren ein Erfolg

Seit meinen ersten beiden Schultagen ist vieles passiert. Einiges war überraschend anderes ein wenig schockierend, aber alles in allem waren die ersten drei Monate hier in Japan für mich ein voller Erfolg. Ich habe so viel gelernt und Unvergessliches erlebt und freue mich auf die nächsten Monate, die folgen.

Eurer Tarek