Dennis ist im Schüleraustausch in den USA – „Die USA waren für mich von Anfang an das Traumziel“

Erfahrungsbericht von Dennis, der sein Auslandsjahr mit unserem Stipendium im Westen der USA verbringt.

San Francisco - Traumziel für viele junge Leute

Warum ich ins Ausland wollte

Ich hörte das erste Mal von einem Auslandsjahr als ich in der 4. oder 5. Klasse war. Mein Nachbar kam nämlich von einem Auslandsjahr in Amerika zurück. Ich wollte darauf hin auch eins machen, jedoch ließ die ganz große Begeisterung mit der Zeit nach. Erst als ich auf einen Jugendleiterkurs war und fünf Freunde, die auch auf dem Jugendleiterkurs waren, ins Ausland gehen wollten (die hatten schon einen festen Platz in einer Gastfamilie etc.) und zwei schon von einem Auslandsjahr zurück waren, da stand für mich fest, dass ich auch gehen werde.

Ich möchte möglichst viel von der Welt sehen und sehe in einem Auslandsjahr eine gute Gelegenheit damit anzufangen und Erfahrungen zu sammeln wie es sich lebt in einem anderen Land, wo man niemanden kennt. Zudem ist es die perfekte Gelegenheit mein Englisch aufzubessern.

Die USA waren für mich von Anfang an das Traumziel

Ich habe mich für die USA als Austauschland vor allen Dingen deswegen entschieden, weil ich Zoeliakie habe und ich in den USA die größte Wahrscheinlichkeit hatte, dass ich in eine Familie komme, die Erfahrungen damit hat. Zudem spielte das Finanzielle auch eine Rolle in der Entscheidung des Auslandsjahres; ein Auslandsjahr in Australien kostet fast das Doppelte.

Für mich war von Anfang an klar, dass ich in ein Land reisen werde wo Englisch gesprochen wird. Ich wollte aber auch weiter vom zuhause weg als nach England oder Irland. Ich wollte in etwas ganz neues, weit weg von zuhause, weshalb ich mich dann für die USA entschieden habe.

So habe ich meine Austausch-Organisation gefunden

Ich rief bei verschiedenen Organisationen an um zu fragen wie es denn mit Zoeliakie aussieht und ob es möglich ist darauf Rücksicht zu nehmen bei der Auswahl der Gastfamilie. Von einer recht großen und bekannten Austauschorganisation kam dann die Antwort "Da müssen Sie sich überlegen ob ein Auslandsjahr das richtige für ihn ist, da können wir nichts garantieren" Daraufhin probierte es meine Mutter bei einer kleineren Austauschorganisation welche sie von einer Bekannten kannte, die mit dieser Organisation im Ausland war. Wir riefen dort an und die fragten ganz erstaunt wo denn das Problem sei und sie würden mir garantiere, dass alles gut gehen würde. Da stand die Entscheidung dann fest, welche Organisation es sein wird.

Das Bewerbungsverfahren hat sich hingezogen

Als ich wieder zurück vom Jugendleiterkurs war habe ich sofort meine Bewerbung abgeschickt und am nächsten Tag auch schon die mündliche Zusage bekommen. Eine Woche später hatte ich dann auch schon das Bewerbungs-/Vorstellungsinterview.

 Nach ein paar Wochen kamen dann auch schon die ganzen Formulare die ich ausfüllen musste. Das zog sich bei mir gut zwei Monate hin um die alle auszufüllen. Danach hörte ich erstmal eine lange Zeit nichts von meiner Austauschorganisation, erst wieder als die Visumsunterlagen kamen. Dann begann die Arbeit mit dem Visum. Da ich mein Abflugtermin noch nicht wusste und ich im Juli im Urlaub war, holte ich mir so schnell es ging ein Termin beim Amerikanischen Generalkonsulat in Frankfurt. Am letzten Schultag bekam ich dann auch meine Gastfamilie und mein Abflugdatum, also war die ganze Eile mit dem Visum umsonst.

Wie ich mein USA-Jahr finanziere

Das meiste Geld für mein Auslandsjahr kommt von meinen Eltern. Für mein Taschengeld kommt auch etwas aus meiner Familie. Zudem habe ich mich um ein Stipendium bei der Deutschen Stiftung Völkerverständigung beworben und dieses auch erhalten.

Die Vorbereitung meiner Abreise aus Deutschland

Ich habe mich recht wenig auf die Reise vorbereitet. Ich hab meine Großeltern nochmal besucht und mit einem Freund eine kleine Abschiedsparty gemacht. Meinen Koffer hab ich drei Tage vorher gepackt. Die einzig richtige Vorbereitung waren Arzttermine. In den letzten drei Wochen die ich in Deutschland hatte, hatte ich acht verschiedene Arzttermine; dazu kommen noch viele weitere in dem Jahr vor meiner Abreise. Das Abmelden von meiner Schule in Deutschland ging auch schneller und unkomplizierter als erwartet: Ich habe nur meine Bestätigung eingereicht, dass ich nach Amerika gehe, und erklärt dass ich in einem Jahr wieder komme.

Ich habe meine Großeltern besucht und eine kleine Abschiedsparty gemacht. Meine Eltern haben mich dann um 4:00 Uhr morgens zum Flughafen gebracht wo ich mich von meiner Freundin und meinen Eltern verabschiedet habe.

Meine ersten Monate in Amerika

Am 20. August ging es für mich nach Vancouver im Bundesstaat Washington. Die ersten Eindrücke von meiner Gastfamilie waren super und auch das Wetter war (Vergangenheit!) richtig gut. Meine Gastfamilie sind James und Cyndy Hallar, beide über 60; sie haben vier Kinder die aber alle schon ausgezogen sind und eigene Familien gegründet haben. Jedoch lebe ich nicht allein mit den beiden in einem riesigen Haus (1,5 Meter neben dem Golfplatz); drei kleine Hunde und eine Katze wohnen auch noch mit uns. In den ersten vier Wochen waren es sogar vier Hunde, da der Hund von einem meiner Gastbrüder auch noch hier gewohnt hat und wenn mein anderer Gastbruder zu Besuch kam, waren es dann sogar fünf Hunde. Meine Gastfamilie machte recht viel mit mir in den ersten beiden Wochen, in denen ich noch keine Schule hatte, auch wenn es nur drei Mal am Tag zum Supermarkt ging.

Wir hatten zudem Familienbesuch aus Indiana. Ich ging zusammen mit meinen Gastbrüdern Frisbee-Golf spielen oder wir fuhren zu Weinverkostungen (Ich durfte natürlich nichts Alkoholisches trinken). Ich klärte in den beiden Wochen auch viele meiner Schulsachen: Welche Kurse ich nehme, welche Sportarten ich mache oder wie ich zur Schule hinkomme. Dann kam auch schon der erste Schultag.

Ich nehme jeden Tag den gelben typisch amerikanischen Schulbus zur Schule und zurück. Die ersten paar Tage fühlte ich mich ziemlich unwohl in der Schule: Über 2000 Schüler, riesigen Gebäude, fremde Sprache und das Schlimmste ist: man kennt niemanden. Aber dieses Problem kann man einfach beseitigen, in dem man Leute kennen lernt. Wenn man erwähnt, dass man Austauschschüler aus Deutschland ist, fangen die Leute meist an Interesse zu zeigen.

Eine andere gute Möglichkeit mehr Freunde zu finden ergab sich an den Spirit Days (Tage wo man sich nach einem bestimmten Motto kleidet wie zum Beispiel Pink Day or Disney Day): Als ich komplett rosa gekleidet in die Schule kam wurde mir offiziell bestätigt, dass ich cooler sei als der deutsche Austauschschüler vom letzten Jahr (immer wenn ich erzählt habe, dass ich Deutscher bin wurde mir erzählt, dass letztes Jahr Moritz hier war und der auch aus Deutschland war).

Die Schule ist hier recht einfach; ich werde nächstes Halbjahr zu schwereren Kursen wechseln da einige Fächer zu einfach sind. Ich hab die Fächer Algebra 2, Marketing, CWI, Leadership, Architektur und Senior English gewählt und habe zurzeit in jedem Fach ein A (ist das gleiche wie in Deutschland eine 1). Ich habe an meiner Schule noch eine andere Austauschschülerin von Brasilien mit der ich viel unternehme, da es einfacher ist was mit Gleichgesinnten zu machen: alles neu, noch keine Freunde etc.

Ich habe recht häufig Kontakt nach Deutschland; ich Skype fast jede zweite Woche einmal. Der Grund dafür ist nicht immer, dass ich Deutschland so sehr vermisse sondern, dass ich viele Sachen mit meinen deutschen Eltern klären muss (soll Ich mir ein Computer kaufen? Kann ich nach Guatemala? Kann ich nach Hawaii? etc.).

Da es einen ziemlich stark aus dem Englischen rausbringt wenn man viel auf Deutsch redet oder schreibt, schreibe ich mit meinen Freunden in Deutschland meistens auf Englisch. Man gewöhnt sich schnell an die Sprache. Am Anfang versteht man nicht alles und kann nicht alles sagen was man will, aber man kann sich verständigen und meistens verstehen die Leute ein schon irgendwie. Recht schnell versteht man dann alles, aber kann noch nicht alles so sagen wie man möchte bzw. nicht alle verstehen das Gesagte.

Nach zweieinhalb Monaten hier in den USA fällt es mir doch erstaunlich schwer diesen Bericht auf Deutsch zu schreiben, nicht nur weil es auf amerikanischen Tastaturen kein ä, ö, ü, oder ß gibt sondern auch weil man sich so sehr an Englisch gewöhnt hat. Einmal hat jemand zu mir auf Deutsch gesagt "Du kannst sehr gut Englisch reden", ich war so verwirrt, dass ich nicht imstande war ihm auf Deutsch zu antworten und hab nur ein "Danke" hervorgebracht.

Da ich hier auch Sport machen wollte habe ich mich für Basketball angemeldet. Da Basketball ein Wintersport ist hatten wir bis jetzt nur „open gym“ (Gewicht heben und danach bisschen Basketball spielen) jedoch war selbst das schon nicht allzu einfach. Ich hatte so starken Muskelkater, dass ich vier Tage nicht richtig gehen konnte und drei Tage meinen kompletten Oberkörper nicht benutzen konnte. Meine Gastmutter war kurz davor mit mir zum Arzt zu fahren; ich habe ihr aber erklärt, dass das nur Muskelkater ist. Im November startet der Basketball Saison und wir werden bis zu 10 Mal in der Woche Training haben, vor und nach der Schule.

Das Wetter ist mittlerweile auch etwas schlechter geworden; jedoch haben wir immer mal Tage mit über 24 Grad Celsius, im November... Wir haben aber auch Tage wo ich froh über 8 Grad bin.

Die Weihnachtszeit beginnt hier übrigens schon am 6. November und meine Gasteltern drehen komplett durch mit dem Dekorieren des Hauses; Fotos dazu gibt es im nächsten Bericht.

Über meine Austausch-Organisation kann ich nur Gutes berichten

Ich hatte eine recht kleine Organisation ausgesucht, die hier in den USA mit CHI und noch einer anderen Organisation zusammenarbeitet. Von meiner Organisation in Deutschland kann ich bis jetzt nur Gutes sagen: Gute Vorbereitung, sehr persönlich und viel mehr. So wollte ich zum Beispiel einmal nur wissen, wo ich eine Nummer auf einem Formular finde und am Ende habe ich 15 Minuten mit einer Mitarbeiterin telefoniert. Nur die Unterkunft für das Vorbereitungstreffen war nicht optimal: Das Essen war alles andere als gut; die Fenster waren nicht Luft- und Wasserdicht und drei Duschen für eine ganze Etage waren ist bisschen wenig). Das Seminar hat aber nur drei Tage gedauert. Die Leistungen von CHI sind bis jetzt auch ziemlich gut; sie vermitteln Kontakte zwischen den anderen Austauschschülern und helfen, wenn man Fragen hat, recht schnell.

Euer Dennis